Pflege digital: Bündnis 90/Die Grünen in der Kalkscheune
Im hohen Alter allein zu Hause. Wer möchte in dieser Situation nicht Unterstützung erfahren. Wie bereit wären wir an dieser Stelle, Hilfe durch digitale Technologie in Anspruch zu nehmen? Ein im Teppich installierter Sensor könnte beispielsweise im Fall eines Sturzes automatisch um Hilfe rufen. Klingt nach Sicherheit und einer guten Smart-Home-Lösung. Doch wie steht es mit einem Sensor an der Kühlschranktür und im Bad, um Angehörigen und Pflegekräften mitzuteilen, ob die tägliche Nahrungsaufnahme und Körperhygiene eingehalten werden. Technisch kein Problem. Doch ist diese Neuerung nicht ein zu starker Eingriff in die Privatsphäre und entspricht dies noch unserer Vorstellung von würdigem Altern?
Chancen und Risiken der Digitalisierung in der Pflege wurden am Dienstag auf der Tagung The Future of Care des Bündnis 90/Die Grünen in der Kalkscheune heiß diskutiert.
In ihrer Eröffnungsrede sprach Bundesvorsitzende der Grünen, Annalena Baerbock, darüber, dass Digitalisierung wieder mehr Menschlichkeit in die Pflege bringen könnte. Dem Pflegepersonal würde durch Vernetzung und Computertechnik mehr Zeit für den eigentlichen Kontakt zum Menschen ermöglicht, so Baerbock. Gleichzeitig bestehe die Notwendigkeit, unterschiedliche regionale Bedingungen sowie die Frage der Finanzierbarkeit zu berücksichtigen. Ebenso sprach die Bundesvorsitzende über den mit Digitalisierung verbundenen Ressourcenverbrauch. Durch eine enorme Stromversorgung entstehe die Frage: “Wie verknüpfen wir am effizientesten?”
In der anschließenden Diskussion zwischen Annalena Baerbock, Dr. Shari Langemak, Digital Health Strategist und Prof. Dr. Andreas Kruse, Direktor des Instituts für Gerontologie der Universität Heidelberg kamen Themen wie Schweigepflicht und Datenschutz zur Sprache und es tauchte die Frage auf, inwieweit Roboter mehr und mehr vermenschlicht werden könnten. Der neueste Roboter im Bereich Pflege heißt Stevie. Ausgestattet mit einer künstlichen Intelligenz kann er Bingo spielen oder Karaoke singen. Er ist immer da und wird nie müde. Er ist freundlich, hilfsbereit und kann den digitalen Kontakt zur Familie herstellen. Er kann viel Gutes, nur menscheln, das kann er nicht. Bleibt die Frage: was wollen wir im Alter?